Prozesse, die wirken: Ein Praxisbeispiel aus dem Behindertenwesen

Verantwortung klären, Qualität sichern: Im Zuge der Einführung einer neuen Software für Dokumenten- und Qualitätsmanagement hat das LIV sein Prozessmanagement überarbeitet.

Das LIV – Leben in Vielfalt – ist eine kantonale Organisationseinheit des Wirtschafts-, Sozial- und Umweltdepartement des Kantons Basel-Stadt. An acht Standorten betreibt das LIV Wohnheime und Beschäftigungsprogramme für Menschen mit Behinderungen. Die zentrale Geschäftsstelle sorgt mit Supportfunktionen und fachlichen Vorgaben für eine gute Qualität der Klientenbetreuung und für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, die Standortleitenden sind für die Umsetzung vor Ort verantwortlich.

Im Behindertenwesen ist ein funktionierendes Qualitäts- und Prozessmanagement zentral:

  • Der Kernauftrag ist die ganzheitliche Begleitung und Betreuung von Menschen mit einer Behinderung – es geht um Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität von Menschen.
  • Die Arbeit ist anspruchsvoll und häufig belastend, die Fluktuation ist hoch. Klare Strukturen schaffen Orientierung, wenn das Personal häufig wechselt.
  • Die Institutionen stehen unter Druck, viele unterschiedliche Anforderungen umzusetzen: z. B. zur sicheren Medikamentenabgabe, zu Hygienestandards in der Küche, zur Zusammenarbeit mit dem Erwachsenenschutz sowie zur Einbindung von Angehörigen und Beiständen.
  • Die zunehmende Digitalisierung in der Betreuung verlangt abgestimmte Abläufe und verbindliche Regeln – sonst drohen Reibungsverluste und Unsicherheiten im Alltag.

Im Zusammenhang mit einem Führungswechsel ergab sich eine gute Gelegenheit, das Prozessmanagement grundlegend zu überarbeiten. Das LIV verfügte bereits über eine umfangreiche Sammlung von Konzeptpapieren, Merkblättern und Checklisten. Was fehlte, war jedoch eine klare, übergreifende Struktur – mit sichtbaren Zuständigkeiten und einem System, das nicht nur dokumentiert, sondern im Alltag trägt.

 

Zielsetzung und Vorgehen

Das Projekt hatte das Ziel, die Qualität in der Betreuung zu vereinheitlichen – und dabei die Rollen zwischen Standortleitungen und Fachsupport zu klären. Der QM-Verantwortlichen Ralph Christen hat mit der methodischen Unterstützung von bcp folgende Ergebnisse erarbeitet:

  • Eine übersichtliche Prozesslandkarte, die Support- und Managementprozesse abbildet und die Bedeutung des Kerngeschäfts sichtbar macht. Sie bildet die Basis für ein weiterentwickelbares QM-System nach EFQM-Prinzipien.
  • Neue Rollen wie Prozesseigner und ein übergeordnetes Prozessboard wurden eingeführt, um Verantwortung klar zu verankern und die Linienführung in die Pflicht zu nehmen.
  • Ein einfacher, systematischer Jahresablauf hilft, Prozessverbesserungen mit strategischen Zielen und externen Audits zu integrieren.
  • Ein konkreter Umsetzungsplan legt fest, wie Prozesse laufend verbessert werden: Jedes Jahr werden ausgewählte Prozesse in Workshops überprüft und neu definiert. Prozesseigner arbeiten dabei eng mit Führungspersonen und Mitarbeitenden zusammen.

Für den internen Projektleiter Ralph Christen hat die Zusammenarbeit mit bcp viel Wirkung gezeigt: "Mit dem partizipativen Vorgehen ist es den Beraterinnen gelungen, dass wir unser gemeinsames Verständnis gestärkt haben: Das Prozessmanagement unterstützt uns mit einer klaren Zuständigkeitsteilung, weiterhin beste Qualität in der Betreuung zu leisten."

 

Was zum Erfolg beigetragen hat

Gute Ideen allein reichen nicht – entscheidend ist, wie man sie zum Leben bringt. Folgende Faktoren haben das Projekt im LIV besonders unterstützt:

  • Gemeinsame Entwicklung: Die Führungskräfte waren von Anfang an beteiligt – das sorgte für Klarheit und Commitment.
  • Veränderte Rolle des Prozessmanagers: Statt Kontrolleur wurde er zum Unterstützer. In einem begleitenden Coaching konnte er seine neue Rolle reflektieren und weiterentwickeln.
  • Planbares Vorgehen: Ein systematischer Ablauf ermöglicht es, Prozessverbesserungen laufend umzusetzen und zu planen.
  • Lebendige Dokumente statt Papierfriedhof: Das neue QM-Konzept dient als dynamisches Planungsinstrument.

 

Warum bcp auch für Ihr Prozessmanagement der richtige Partner ist

Mit unserer Erfahrung im Sozial- und Gesundheitswesen unterstützen wir Organisationen dabei, Klarheit zu schaffen: in den Rollen, in der Kommunikation und in der Verantwortung für Qualität. Wir verbinden methodische Kompetenz mit einem feinen Gespür für die Kultur und Dynamik von sozialen Institutionen. Dabei geht es uns nicht um starre Prozesse, sondern um lebendige, gemeinsam entwickelte Strukturen, die im Alltag wirklich helfen – für Klient:innen, Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermassen.

 

 

Autorin: Anna Katharina Bertsch